Erste: Holtheim kratzt an der Pokalsensation

8. August 2024

Nach zahlreichen Testspielen stand für Neu-Trainer Diederichs am vergangenen Sonntag das erste Pflichtspiel auf dem Programm. Zur ersten Pokalrunde sollte kein geringerer als der Landesligist SV Heide Paderborn am Tannenkamp gastieren. Gegen die Zweitvertretung der Heidekicker verlor man im Testspiel vor wenigen Wochen noch deutlich mit 0:6. Auch wenn die Chance auf ein Weiterkommen im Vorhinein bereits als äußerst gering einzuschätzen war, wollte man ein gutes Bild abgeben und dem Kontrahenten „das Leben schwer machen“.

Von den insgesamt fünf Testspielen konnte man in der Saisonvorbereitung zwei für sich entscheiden. Neben einer Punkteteilung gegen den Ligakontrahenten SV Benhausen musste man allerdings auch zwei Niederlagen hinnehmen. Besonders erfreut dürfte das Trainerteam über die herausragende Trainingsbeteiligung gewesen sein. Trainingseinheiten mit über 20 Teilnehmern und bis zu drei Torhütern sind normalerweise doch eher die Ausnahme, waren in diesem Sommer dennoch nicht selten zu beobachten. Einen großen Anteil daran haben natürlich auch die sieben Neuzugänge, welche sich bereits hervorragend integrieren konnten.

In der Vorbesprechung wurde deutlich, dass man den Fokus in diesem Jahr erneut auf den Ligaalltag legen möchte und das Pokalspiel daher eher als weiteres Testspiel betrachten möchte, ohne dabei den Leistungsanspruch zu vernachlässigen. Der Pokal schreibt schließlich seine eigenen Gesetze…

Das Spielgeschehen war vorauszusehen. Während der Landesligist den Ball munter durch die eigenen Reihen zirkulieren lässt, um auf den richtigen Moment für einen Vorstoß zu warten, beschäftigt sich die Diederichs-Elf mit der Verteidigung, um den eigenen Kasten möglichst sauber zu halten.

So sollte es in den ersten 45 Minuten dann auch größtenteils aussehen. Eine leidenschaftliche Defensivleistung verlange dem SV Heide alles ab, nur selten konnte Holtheims Schlussmann Hohmann ernsthaft in Gefahr gebracht werden – zumindest seltener, als erwartet. Auf der Gegenseite konnte es in der Anfangsphase gar gelingen, selbst einige – wenn auch kleine – Chancen zu kreiren, die jedoch zu ungefährlich blieben.

Gegen Mitte der ersten Halbzeit erhöhte der Favorit den Druck. Nachdem Marcel Hohmann eine Gelegenheit gekonnt entschärfte, war er wenig später schon geschlagen ehe sich vor der Torlinie noch ein Mitspieler fand, der den Ball über das Tor köpfte.

In der 33. Spielminute musste sich der Holtheimer Defensivverbund jedoch erstmalig geschlagen geben. Den präzisen Abschluss des gegnerischen Flügelstürmers konnte letztlich niemand mehr verhindern. Bis zur Halbzeitpause hielt man dem gegnerischen Druck stand, sodass ein knapper Rückstand zu Buche stand.

Zum Pausentee war man mit der eigenen Leistung selbstverständlich zufrieden und attestierte dem Kontrahenten zudem Anfälligkeiten in der Hintermannschaft. Orakel Chognitzki prophezeite gar: „Wir schießen heute noch ein Tor.“ Unvergessen bleibt seine weise Voraussicht beim 2:0 Pausenrückstand beim Meisterschaftsaspiranten in Helmern, wir würden das Spiel noch gewinnen. Endstand damals: 2:3 für Holtheim.
Dieses gute Omen sollte uns in die zweite Spielhälfte begleiten, der Fokus sollte zunächst jedoch weiterhin auf einem geschlossenen Defensivverbund liegen. Bis man in der 66. Spielminute den Gegentreffer zum 0:2 hinnehmen musste, gelang dies tatsächlich auch sehr gut.

In der Folgezeit verteidigten die Grün-Weißen weiterhin munter ihren Kasten und sahen sich dabei mit der Frage konfrontiert, wann eigene offensive Akzente gesetzt werden sollten, um das Spiel möglicherweise wieder spannender zu gestalten. Hier agierte man allerdings zurückhaltend, um das Spiel möglichst lange offen zu halten.

Nach einem rauen Zweikampf am eigenen Strafraum suchten die Holtheimer mit einem Befreiungsschlag den mittlerweile eingewechselten Zielspieler Stefan Wübbeke, welcher seinen Körper gekonnt einsetzte um sich an der Mittellinie gegen den gegnerischen Innenverteidiger durchzusetzen. Bis zur Strafraumkante war er nicht mehr einzuholen, sodass er sich dem gegnerischen Schlussmann konfrontiert sah. Dabei strahlte er bis zum Schluss Ruhe aus und überlistete den Keeper routiniert zum 1:2 in der 75. Spielminute.

Der viel umjubelte Anschlusstreffer ließ die Hoffnung aufkommen, sich ins Elfmeterschießen retten zu können. Um nichts zu überstürzen ließ man die Gäste weiterhin ihr Spiel aufziehen und wartete bis kurz vor Schluss ehe man sich offensiv ausrichtete. In der 89. Spielminute war es erneut Stefan Wübbeke, der in Szene gesetzt werden konnte und Thorben Cordes am Strafraum bediente. Dieser wurde von den Beinen geholt und bekam so einen vielversprechenden Freistoß zugesprochen.

Solchen Gelegenheiten nimmt er sich bekanntermaßen selbst an: Sein strammer Abschluss wurde durch die Mauer der Gäste leicht abgefälscht und schon zappelte das Spielgerät im Netz. Die Zuschauer trauten ihren Augen nicht, während sie den späten 2:2 Ausgleichstreffer bejubelten. Auch nachdem man die zweiminütige Nachspielzeit unbeschadet überstand, konnte noch niemand so recht glauben, dass man sich tatsächlich im Elfmeterschießen wiederfand.

Während der kurzen Verschnaufpause bestimmte Coach Diederichs kurzerhand fünf mutige Schützen ehe man sich auf den Showdown vorbereitete. Nach Auslosung der Spielfeldhälfte auf deren Tor geschossen werden sollte entschieden beide Teams entgegen der Münzentscheidung auf das zuschauernahe Tor zu schießen, sodass diese bestmöglich auf ihre Kosten kommen sollten.

Die Geschichte des Elfmeterschießens ist allerdings schnell erzählt: Von jeweils vier Elfmetern verwandelten die Gäste drei, die Grün-Weißen hingegen nur einen. Endstand: 3:5 nach Elfmeterschießen.

Am Ende kann man am Tannenkamp stolz auf eine geschlossene Mannschaftsleistung zurückblicken. Dem Gegner hat man es zu keinem Zeitpunkt einfach gemacht. Viele Chancen hat man gegen den höherklassigen Kontrahenten nicht zugelassen, in der Offensive konnte man vereinzelt gar eigene Akzente setzen.

Besonders hilfreich dürfte diese Leistung für die Moral sein. Für den ersten Spieltag am kommenden Sonntag nimmt der SC GW Holtheim somit jede Menge Rückenwind mit. Als Gegner darf man die SF BW Paderborn am Tannenkamp begrüßen. Der Unparteiische wird die Partie standesgemäß um 15 Uhr eröffnen.